Heizöl, Bier, Sprit oder Strom … in den vergangenen zwanzig Jahren haben die Preise ordentlich zugelegt. Das ist zumindest unser Gefühl. Doch stimmt das eigentlich?
Es wird alles teurer, so ist in der Regel die Wahrnehmung. Und sie täuscht nicht. Zwischen 1999 und 2019 ist die finanzielle Belastung für Verbraucher zum Teil erheblich gestiegen. Für acht Alltagsprodukte müssen wir heute erheblich tiefer in die Tasche greifen als vor 20 Jahren. Das ergibt eine aktuelle Verivox-Studie, die die Kosten für zwölf alltägliche Verträge und Konsumgüter im Zeitraum vergleicht. Dabei können die gestiegenen Löhne die meisten Preissteigerungen kaum auffangen.
Heizöl mit der höchsten Teuerung
Unangefochten auf Platz 1 ist das Heizöl mit einer Preissteigerung von 156 Prozent. Während ein Haushalt 1999 noch 26,41 Cent für einen Liter auf den Tisch legen musste, sind es heute bereits 67,69 Cent. Allerdings unterliegen die Heizölpreise zum Teil sehr starken Schwankungen. So reagiert der Preis beispielsweise auf den Dollarkurs, das Börsengeschehen oder die politische Lage.
Preis für Bier und Zigaretten verdoppelt
Es folgt das Laster – mit Bier und Zigaretten. Viele Besucher mussten auf dem diesjährigen Oktoberfest tapfer sein: Für eine Wiesn-Maß wanderten im Schnitt 11,54 Euro über die Theke. 1999 lag der Preis noch bei umgerechnet 5,74 Euro – eine Preissteigerung von 101 Prozent.
Zigaretten verteuerten sich innerhalb von zwanzig Jahren sogar um 109 Prozent. So kostete eine Packung der Marke Marlboro 1999 umgerechnet 2,97 Euro. Heute sind es 5,70 Euro. Neben der allgemeinen Preissteigerung schlägt hier auch die Anhebung der Tabaksteuer zu buche.
Strom preis auf Rekordniveau
Nicht jeder heizt mit Heizöl oder trinkt Bier oder raucht. Doch Strom brauchen wir zumeist alle – und auch der ist teuer geworden. Mit einer Steigerung um 78 Prozent im Vergleich zum Jahr 1999 ist der Strompreis heute so hoch wie nie zuvor. So kostet eine Kilowattstunde Strom heute 29,47 Cent (1999: 16,53 Cent). Das liegt im Wesentlichen an den gestiegenen Steuern, Abgaben und Umlagen.
(Quelle: Verivox)
Teure Eiscreme
Vor allem in heißen Sommermonaten findet es reißenden Absatz, das Eis. Eine beliebte Sorte, das Magnum Classic Eis am Stiel, verteuerte sich im 20-Jahres-Zeitraum von 0,92 Euro auf 2,20 Euro im Einzelverkauf – eine Steigerung um 72 Prozent.
Krankenversicherung drückt Nettolohn
Der durchschnittliche Beitragssatz in der gesetzlichen Krankenversicherung lag 1999 bei 13,6 Prozent. Aktuell sind es 15,5 Prozent. Da Krankenkassenbeiträge an die Lohnentwicklung gekoppelt sind und die Löhne ebenfalls stiegen, ist der Arbeitnehmeranteil heute 62 Prozent höher als vor 20 Jahren. Zudem stiegen etliche Zuzahlungen, zum Beispiel für Arzneien, Heil- und Hilfsmittel sowie Zahnersatz.
Teures Tanken
Auch das spüren viele Verbraucher in ihrer Geldbörse: gestiegene Spritpreise. Der Liter Superbenzin ist in zwanzig Jahren um 68 Prozent in die Höhe geklettert. Mussten Autofahrer im Jahr 1999 für den Liter Super 86,08 Cent an der Tankstelle zahlen, lag der Durchschnittspreis im August 2019 bei 144,80 Cent. Unabhängig von den Steuern wirken sich Unsicherheiten auf den Weltmärkten sowie Schwankungen am Rohölmarkt auf den Preis aus.
Kfz-Versicherung teurer, aber mehr Umfang
Eine geringere Preissteigerung ist bei der Kfz-Haftpflicht zu verzeichnen. Eine durchschnittliche Jahresprämie kostet heute 19 Euro mehr als im Jahr 1999. Auf der anderen Seite seien jedoch die Leistungen im Rahmen der Haftpflicht und Kasko verbessert worden, so Verivox. Das gilt für Leistungen wie die Mallorca-Police, die höhere Neuwertentschädigung und der Einschluss grober Fahrlässigkeit.
DSL & Festnetz – mehr für weniger
Nicht alles wurde teurer. Mehr Leistung für weniger Geld gibt es zum Beispiel bei den Internetanschlüssen. So profitieren Verbraucher heute von deutlich schnelleren Datenverbindungen und Flatrates für Telefonie und Internetnutzung. 2019 kostet ein DSL-Kombitarif der Telekom mit 50 Megabit pro Sekunde 39,95 Euro im Monat. Vor 20 Jahren belastete ein Tarif mit lediglich 100 Inklusivstunden den Geldbeutel mit umgerechnet 125,97 Euro. Der damalige Speed: maximal 768 Kilobit pro Sekunde – also nicht mal ein Megabit.
Telefonieren – Minute wird billiger
50,49 Cent pro Minute – das mussten Telekom-Kunden 1999 in einem Prepaid-Mobiltarif zahlen. Heute sind es 9 Cent. Massiv gesunken sind in 20 Jahren auch die sonstigen Minutenpreise beim Telefonieren. Besonders teuer waren Gespräche tagsüber an Werktagen: Für Kunden eines Telekom-Standardtarifs standen pro Minute 18,36 Cent auf der Rechnung. Heute sind es 2,9 Cent und das rund um die Uhr. Noch günstiger wird es mit einer Flatrate.
Kreditzinsen historisch niedrig
Des Sparers Leid ist des Kreditnehmers Freud. In der anhaltenden Niedrigzinsphase haben sich die Kosten für einen Kredit mit vier Jahren Laufzeit in den letzten 20 Jahren um 41 Prozent verbilligt. Laut den Berechnungen von Verivox werden für ein durchschnittliches Darlehen in Höhe von 13.500 Euro im Jahr 2019 Zinsen in Höhe von 1.660 Euro fällig, 1999 waren es noch 2.824 Euro. Hinzu kommen verbesserte Verbraucherrechte: So können Verbraucher einen laufenden Ratenkredit heute jederzeit kündigen und zurückzahlen. Entschädigungen für entgangene Zinseinnahmen sind bei maximal einem Prozent der Restschuld gedeckelt.
Methodik: Verivox hat zwölf typische Verträge und Konsumgüter deutscher Haushalte beispielhaft ausgewählt. Die Preise wurden jeweils in den Jahren 1999 und 2019 betrachtet und mit der Entwicklung der Inflationsraten und Nettolöhne im gleichen Zeitraum verglichen. Der Leistungsumfang aller Produkte wurde möglichst homogen gewählt. Dies war insbesondere durch die technische Weiterentwicklung nicht immer identisch abbildbar. Alle DM-Preise aus dem Jahr 1999 wurden umgerechnet in Euro-Preise.